* 1. Januar 1930
von Jörg Krämer
Essay
»Der beste Platz ist ›zwischen den Stühlen‹, jedenfalls besser, als links oder rechts ›festzusitzen‹« (Heider 1986, 13). Dieses selbstgewählte Motto beschreibt den kompositorischen Ansatz Werner Heiders. Seine Musik ist die eines neugierigen Einzelgängers, der sich keinen kompositorischen »Schulen« zuordnen läßt, aber die zeitgenössischen Entwicklungen aufmerksam reflektiert. Heiders Werke konfrontieren häufig Tendenzen, Stile, Möglichkeiten und Kompositionsverfahren der Neuen Musik; ihren spezifischen Charakter erhält die Musik Heiders dabei aus der Spannung von (jeweils selbstgewählter) Determination und Spontaneität. »Für mein kompositorisches Schaffen gibt es bei jedem neuen Stück das gleiche Problem: wie finde ich für das jeweilige Stück die einzig richtige, mögliche, wahre Form« (Heider 1986, 16). An die Stelle der traditionell vorgegebenen Formverläufe tritt bei Heider ein immanentes Thematisieren des kompositorischen Prozesses, ein Abarbeiten inhärenter Spannungen des gewählten Materials. Auslösende Faktoren können dabei die jeweilige Besetzung eines Werks, die Eigenschaften und Möglichkeiten der Instrumente, spezifische Kommunikationsverläufe oder Autobiographisches ebenso sein wie der Versuch, Gestaltungsweisen anderer Kunstformen musikalisch umzusetzen (z. B. der bildenden Kunst).
Einem solchen Ansatz stellt sich das Problem musikalischer Verbindlichkeit: zu verhindern, daß die Freiheit des Komponierens umschlägt in Beliebigkeit und kompositorische Unverbindlichkeit. Um dieser Gefahr zu begegnen, beruhen Heiders Werke auf starken ...